Das Kolosseum überrascht weiterhin – sowohl Geschichtsbegeisterte als auch Touristen. Zu den berühmtesten Figuren, die mit dem Kolosseum verbunden sind, gehört Commodus, Sohn von Marcus Aurelius, meisterhaft dargestellt von Joaquin Phoenix im Kultfilm Gladiator von Ridley Scott. Ehrgeizig und umstritten, rückt Commodus nun wieder ins Rampenlicht durch die Restaurierung eines geheimen Gangs im Kolosseum, der nach ihm benannt ist: der sogenannte Gang des Commodus.
Der Korridor im Kolosseum – Funktion und Aufbau
Der Korridor verband das Pulvinar, die Tribüne für die höchsten Ränge des Römischen Reiches im Kolosseum, mit dem Außenbereich. Ursprünglich nicht vorgesehen, wurde er zwischen dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. in den Untergeschossen des Flavischen Amphitheaters angelegt. Die Verbindung zu Commodus (180–192 n. Chr.) beruht auf der Legende, dass der Kaiser, ein begeisterter Liebhaber der Gladiatorenspiele, hier einem Anschlag entkam (Cassius Dio, LXXII, 4).
Der Korridor verläuft nicht gerade, sondern besteht aus drei Abschnitten: zwei divergierende in Ost-West-Richtung und einem verbindenden Abschnitt in Nord-Süd-Richtung, ausgestattet mit regelmäßig angeordneten Oberlichtern für Beleuchtung und Belüftung. Am Ausgang des Kolosseums biegt der Gang nach Osten, vermutlich in Richtung der Trainingsbereiche wie dem Ludus Magnus oder dem Caelius-Hügel.
Trotz seiner unterirdischen Lage war der Gang elegant dekoriert: Die Wände trugen Marmorplatten, später durch bemalten Putz mit Landschaftsmotiven ersetzt. Das Gewölbe war mit Stuck verziert, der mythologische Szenen aus dem Mythos von Dionysos und Ariadne zeigte. In den Nischen am Eingang waren Jagdszenen, Bärenkämpfe und akrobatische Aufführungen abgebildet. Kleine Lichtöffnungen, sogenannte „Wolfsmäuler“, ließen Tageslicht von oben fallen und erzeugten ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten im Kolosseum.
Ludus Magnus – Ein kurzer Blick auf die Gladiatorenschule
Wenn der Korridor zum Ludus Magnus führte, steigt der Reiz: Commodus, obwohl Kaiser, war ein begeisterter Liebhaber der Gladiatorenspiele und kämpfte gelegentlich selbst in der Arena des Kolosseums. So erinnert der Gang an die größte und bekannteste Gladiatorenschule Roms. Heute sind die Überreste des Ludus Magnus, nur wenige Schritte vom Kolosseum entfernt, sichtbar: Backsteinmauern, kleine Räume, vermutlich Umkleiden, und der Umriss einer kleinen Arena, in der die Gladiatoren trainierten. Es ist leicht, sich Commodus vorzustellen, wie er die Trainingsräume unbemerkt betrat.
Restaurierung und moderne Technologien
Die Restaurierung im Kolosseum erfolgte in zwei Phasen: von 2020 bis 2021 ein vorbereitender Eingriff, dann 2024–2025 die zweite Phase. Neben der Wiederherstellung der Architektur und Dekoration ermöglichte das Projekt eine intelligente Optimierung des Rundgangs, mit einem Beleuchtungssystem, das das natürliche Licht simuliert und den Besuchern die ursprüngliche Atmosphäre des Kolosseums näherbringt.
Die Barrierefreiheit wurde durch Mittel der Mission 1 – Kultur 4.0 der Europäischen Union (NextGenerationEU) verbessert: eine einziehbare Treppe, eine taktile Karte der Stuckreliefs und ein Rekonstruktionsvideo der Dekorationen ermöglichen einen besseren Zugang für alle Besucher.
Digitale Rekonstruktionen: Geschichte im Kolosseum lebendig erleben
Digitale Technologien helfen, die Vergangenheit besser zu verstehen. In den archäologischen Bereichen des Kolosseums, wo der Erhaltungszustand oft eine direkte Erfahrung erschwert, ermöglichen Videos, Rekonstruktionen und künstliche Beleuchtung den Besuchern, die Geschichte hautnah zu erleben. Gleichzeitig macht die digitale Rekonstruktion des Ludus Magnus die Trainingsräume der Gladiatoren und die Verbindung zum Kolosseum noch anschaulicher und lebendiger.
Besucherinformationen
Öffnung für die Öffentlichkeit: ab 27. Oktober 2025
Besuchstage: Montag und Mittwoch
Öffnungszeiten: 13:00 – 16:00
Tickets: https://ticketing.colosseo.it/




